Trägerleitbild des Hessischen Diakonievereins e.V.

Biblisches Leitwort des Hessischen Diakonievereins:
Es sind mancherlei Gaben, aber es ist ein Geist.
Es sind mancherlei Ämter, aber es ist ein Herr.
Es sind mancherlei Kräfte, aber es ist ein Gott,
der da wirket alles in allem.

1. Korinther 12, 4-6

Wie kannst du ein Haus lieben,
das ohne Gesicht ist
und in dem deine Schritte
keinen Sinn haben?

Antoine de Saint-Exupéry

I. Präambel

Das Leitbild des Hessischen Diakonievereins e.V. will Orientierung geben, Profil zeigen und Wege in die Zukunft weisen. Wir sagen damit, wer wir sind, was wir tun und welche Ziele wir haben. Das Leitbild ist eine Selbstverpflichtung, die im Rahmen des Leitbildes des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Leitgedanken der Schwesternschaft des Hessischen Diakonievereins zu verstehen ist. Da sich unsere Arbeitsfelder in einem ständigen Veränderungsprozess befinden, wollen wir auch die Aussagen dieses Leitbildes regelmäßig reflektieren und weiterentwickeln.

II. Herkunft – Arbeitsfelder – Satzungsziel

Der Hessische Diakonieverein und seine Schwesternschaft haben ihre Wurzeln in den Initiativen sozial engagierter, weltoffener Protestanten, die eine christliche Antwort auf die soziale Herausforderung des 19. Jahrhunderts suchten. Pfarrer Johannes Guyot gründete 1906 mit Freunden den Hessischen Diakonieverein. Unter Leitung von Helene Freifrau von Dungern führte der Verein eine Ausbildungsstätte, die Schwestern ausbildete. Die Schwesternschaft, die auch Männer aufnimmt und daher zu einer Schwestern- und Bruderschaft geworden ist, hat für die diakonische Prägung der Arbeitsfelder zentrale Bedeutung.

Satzungsgemäß bleibt – unabhängig von allen zeit- und arbeitsbedingten Veränderungen – für den Verein das Ziel verpflichtend, sich für die Zusammengehörigkeit von Verkündung und tätiger Nächstenlieben einzusetzen.

III. Unser Menschenbild

Wir sehen den Menschen als Ebenbild Gottes. Seine Würde hat er, weil er von Gott geliebt ist – und nicht nach Maßgabe menschlicher Kriterien. Diesem christlichen Menschenbild entspricht Artikel 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Wir achten jeden Menschen als personale Einheit von Körper, Seele und Geist. Unsere Aufgabe schließt daher auch nicht nur körperbezogene Hilfen ein, sondern zielt auch auf psychosoziale und spirituelle Begleitung. Seelsorge und eine bewusste lebensräumliche Gestaltung sind für uns daher unverzichtbar. Angebote von Gottesdienst, religiöser Bildung, Gebet, Sterbebegleitung und Miterleben des Kirchenjahres gehören zum festen Bestand in den Einrichtungen des Hessischen Diakonievereins.
Unsere hohe Wertschätzung des Menschen ist unabhängig von dessen Religion, Herkunft, Geschlecht oder gesellschaftlichem Ansehen. Ethisch begründete Medizin und Pflege orientiert sich vor diesem Hintergrund an der Erhaltung und Respektierung größtmöglicher Selbständigkeit und Selbstbestimmung – trotz Hilfsbedürftigkeit.

  1. Leitsatz: Im Mittelpunkt: Menschlichkeit.
    Wir wollen die uns anvertrauten Menschen in den Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns stellen. Im Sinne christlicher Ethik begegnen wir allen mit gleicher Wertschätzung und Nächstenliebe.
  2. Leitsatz: Miteinander für umfassende Qualität und Zufriedenheit.
    Fachliche Kompetenz, persönliche Zuwendung sowie interdisziplinäre Zusammenarbeit sind Grundlagen für die hohe Qualität unserer Arbeit. Wir bevorzugen Arbeitsabläufe, die den individuellen Bedürfnissen der uns anvertrauten Menschen möglichst flexibel entgegenkommen.
    Wir beziehen Betroffene und Angehörige in die Behandlung und Pflege mit ein. Der Kontakt zu Angehörigen ist uns insbesondere bei Menschen wichtig, die aufgrund des Gesundheitszustandes ihre Interessen nicht mehr selbst wahrnehmen können. Wir schaffen ein Vertrauensverhältnis durch umfassende Information und Aufklärung.
  3. Leitsatz: Mit Qualität und Freundlichkeit gewinnen.
    Wir sind gegenüber den uns anvertrauten Menschen und ihren Angehörigen freundlich, einfühlsam und respektvoll. Wir gehen auf ihre persönlichen Anliegen ein, wahren ihre Intimsphäre und sind bei vertraulichen Informationen verschwiegen.
    Uns ist eine rehabilitative Pflege wichtig, die die Selbständigkeit der zu Pflegenden bedürfnisorientiert und individuell unterstützt. Wir planen, dokumentieren und reflektieren unsere Arbeit. Wir kennen die Gefahr, dass jede Art von Hilfe zu Bevormundungen führen kann. Wir versuchen, dies zu vermeiden, und wo wir selbst Hilfe benötigen, nehmen wir sie in Anspruch.

IV. Pflege und Medizin

Die diakonisch motivierte und fachlich kompetente Pflege und Medizin ist für uns ein wesentlicher Dienst an dem als Geschöpf Gottes gewürdigten Menschen. Zum Menschen gehören auch seine Unvollkommenheit, seine Anfälligkeit für Krankheiten und seine Sterblichkeit. Der Mensch hat sein Leben von Gott erhalten und Jesus Christus hat das Heilen kranken Lebens praktiziert und den ihm Nachfolgenden aufgegeben (Mat. 10,7 f.). Das medizinische und pflegerische Handeln hat daher das Ziel, Leben zu erhalten und zu heilen, Gesundheit zu fördern, Leiden zu lindern und im Sterben zu begleiten.

V. Wir arbeiten als Team

Wir streben eine Teamorganisation an, in der Jede und Jeder – gleich, ob entgeltlich oder ehrenamtlich tätig – seine Verantwortung im Gesamtzusammenhang des Vereines wahrnehmen kann. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden als Mitglieder der Dienstgemeinschaft geachtet und sind dem Leitbild verpflichtet. Die Schwesternschaft bildet den diakonischen Kern der Dienstgemeinschaft. Gemeinsames Feiern ist uns zur Stärkung dieser Gemeinschaft wichtig. Den Mitarbeitenden wird es ermöglicht, ihre fachlichen und diakonischen Kompetenzen durch zielorientierte Weiterbildung zu entwickeln. Wir sind bereit, an internen und externen Fort- und Weiterbildungen teilzunehmen, das Gelernte in der Praxis anzuwenden und an die Kollegen/innen weiterzugeben. Wir identifizieren uns mit christlichem Selbstverständnis des diakonischen Auftrages und tragen mit unseren Fähigkeiten und Kenntnissen zu seiner Erfüllung bei. Wir verpflichten uns zu Loyalität gegenüber dem Träger und der diakonischen Ausrichtung. Die Situation kirchenferner Mitarbeiter wird durch ein Angebot theologisch-diakonischer Fortbildung ernst genommen.

  1. Leitsatz: Das Team: Kreativ und wirtschaftlich verantwortungsvoll.
    Als Mitarbeitende wollen wir im Team mit Kreativität, Verbesserungsvorschlägen und Eigenverantwortung dazu beitragen, dass unsere Leistungen zu den besten zählen. Wir arbeiten für angemessene Rahmenbedingungen, so dass sie ihr Engagement, ihre diakonischen und fachlichen Fähigkeiten weiter entwickeln und ihre Aufgaben erfüllen können. Wir bringen ihnen hierfür Vertrauen und Wertschätzung entgegen, versuchen ihnen Vorbild zu sein und übertragen ihnen Verantwortung, damit Jede und Jeder auf seiner Ebene unternehmerisches Engagement zeigen kann. In Konfliktsituationen bleiben wir dialogbereit. Wir sind offen für konstruktive Kritik und begreifen diese als Chance zur Verbesserung.

VI. Wir stellen uns dem Markt

Wir wollen bewährte diakonische Tradition mit den neuen wettbewerbsorientierten und wirtschaftlichen Anforderungen an ein modernes gemeinnütziges Unternehmen verbinden. Wir gehen sparsam und ökologisch verantwortlich mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen um. Die Bewahrung der Schöpfung ist uns ein Anliegen.
Um die ständig steigenden Anforderungen zu bewältigen, sind die Lern- und Leistungsbereitschaft von allen notwendig. Als lernende Organisation passen wir unsere inneren Steuerungsinstrumente flexibel und zielgerichtet an neue Herausforderungen und Entwicklungen an.

VII. Öffentlichkeitsarbeit und Kooperation

Wir stellen unsere Arbeit informativ und einladend in der Öffentlichkeit dar, wecken dadurch Interesse und fördern Vertrauen. Die jeweilige soziale Lage und die politischen Rahmenbedingungen reflektieren wir und berücksichtigen sie in unseren Veröffentlichungen.
Wir arbeiten gerne mit anderen diakonischen und sozialen Einrichtungen zusammen. Die regionale Verankerung unserer Einrichtungen fördern wir und pflegen einen guten Kontakt zu Kirchengemeinden, Kommunen und Geschäftspartnern.

Unter der höchstmöglichen Qualität unserer Arbeit verstehen wir das Erreichen der Ziele, die wir uns in diesem Leitbild gesetzt haben.