Geschichte

Der Hessische Diakonieverein e.V. Darmstadt (im folgenden HDV) wurde am 13. Juni 1906 auf Anregung der „Freien landeskirchlichen Vereinigung“ unter den folgenden Gesichtspunkten gegründet:

  1. Berücksichtigung des Selbstständigkeitsstrebens in unserer Frauenwelt bei Ausbildung, Anstellung und Versorgung der Schwestern.
  2. Gründlichkeit in der religiösen Vertiefung und medizinischen Ausbildung und Ausrüstung für die Krankenpflege und Gemeindediakonie.
  3. Klares, sachentsprechendes Verhältnis der Vereinsleitung zu der Leitung der Gemeinden und Krankenhäusern, in denen die Schwestern zu arbeiten haben.

Der Pfarrer der Darmstädter Johannesgemeinde, D. Johannes Guyot, war der Initiator und auch der 1. Vorsitzende des HDV.

Die Kontakte zu Prof. Zimmer und seinem Werk, dem Ev. Diakonieverein Berlin-Zehlendorf, veranlassten die Gründer, nicht das Mutterhaussystem, sondern die Vereinsform zu wählen.
Höhere Schulbildung und vertiefte Allgemeinbildung sollten die Voraussetzung für eine verständnisvolle Zusammenarbeit mit Ärzten und Pfarren bieten; eine Kinderpflegerinnenschule in Darmstadt und ein Vorseminar im Kreiskrankenhaus Groß-Gerau halfen Volksschülerinnen, diese zu erreichen. Im Stadtkrankenhaus Darmstadt und im Freimaurerkrankenhaus Hamburg wurden die Schülerinnen in der Krankenpflege ausgebildet. Anstatt eines eigenen Krankenhauses schuf man ein Gemeindepflegeseminar, das als Mittelpunkt der ganzen Arbeit 1927 zur „Wohlfahrtsschule“ im Heimathaus in der Freiligrathstraße 8 ausgestaltet wurde. Der Unterkurs dieser Schule wurde für alle Schwestern nach dem Krankenpflegeexamen in einem einjährigen Lehrgang die Grundlage für die Gemeindepflege.

In den ersten drei Jahren konnten schon 11 Gemeinden übernommen und damit das eigentliche Ziel des Vereines, die Gemeindediakonie, gefördert werden. Mehr als 100 Gemeinden in Hessen wurden im Laufe der Jahre mit Diakonieschwestern versorgt, die sich in Krankenpflege und Gemeindearbeit einzeln und auch auf zentralen Stationen bewährten.

Die beiden Weltkriege, Inflation und Währungsreform brachten wirtschaftliche, die Zeit ab 1933 auch politische Nöte. Stärkung und Festigung der Arbeit bedeutete der Zusammenschluss mit dem Rheinisch-Westfälischen Diakonieverein, dessen Verwaltung 1939 ganz nach Darmstadt übernommen wurde.

Die „Wohlfahrtsschule“, die vorübergehend geschlossen war, konnte 1945 als „Seminar für soziale Berufsarbeit“ wieder beginnen. Das Seminar wurde später als „Höhere Fachschule für Sozialarbeit“ in das Diakonische Zentrum am Zweifalltorweg verlegt, wo die Entwicklung schnell auf die von der Ev. Kirche in Hessen und Nassau und dem Diakonischen Werk am 1.8.1971 begonnene „Evangelische Hochschule Darmstadt“ zulief.

Eine ausführliche Darstellung der Geschichte findet sich in der Festschrift.


Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des Hessischen Diakonievereins

100 Jahre Hessischer Diakonieverein (1906-2006)

Dr. Martin Zentgraf (Hrsg.), 2006

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